Kann Kirche auch digital Heimat geben?

Wo stehen wir heute, ein Jahr nachdem der Segensroboter BlessU2, eine Kunstinstallation, in Bonn zu Gast war und Diskussionen über digitalen Wandel ausgelöst hat?

Wie wird das neue kirchliche Normal nach der Pandemie aussehen? Das fragten Evangelische Akademie im Rheinland und das Evangelische Forum Bonn und luden im Dezember zu einer spannenden Diskussion online, auch mit dem Bonner Superintendenten Dietmar Pistorius. 

Für den Bonner Superintendent Dietmar Pistorius gilt auch in der digitalen Welt, „dass Kirche da ist, wo sich Menschen unter Gottes Wort versammeln.“ Und das könne eben auch im Netz sein. „Dazu sollten wir in der Kirche beherzt `Ja´ sagen und diejenigen unterstützen, die bereits als Christinnen und Christen im Netz unterwegs sind.“ Das bedeute in der Konsequenz, „im Pfarrdienst Zeiträume dafür freizuhalten und das Agieren im Netz als pastorale Aufgabe und nicht nur Privatvergnügen ernstzunehmen.“

Nach Einschätzung der Theologin Dr. Frederike van Oorschot wird die Digitalisierung die Art wie Menschen Gottesdienste feiern verändern. Die Frage, ob Gottesdienste vor Ort in einer Kirche besser seien als virtuelle im Internet sei grundlegend falsch. „Auch virtuelle Räume sind reale Räume“, betonte die Leiterin des Arbeitsbereichs Religion, Recht und Kultur an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg.

Für die Theologin Stefanie Hoffmann hat Corona „eine digitale Alphabetisierung“ quer durch alle Bereiche der Kirche ausgelöst und das sei eine große Chance. „Digitale Formen von Gottesdiensten können eine Heimat für Menschen sein, die sich in Kirchengemeinden nicht zuhause fühlen“, so die Kirchenrätin von der Stabsstelle Digitalisierung der Evangelische Kirche in Deutschland. Allerdings bleibe die Herausforderung: „Wie können wir das Zwischenmenschliche im Digitalen darstellen?“

„Nicht nur Echokammern erzeugen, sondern Menschen integrieren“

Für Hella Blum, Studienleiterin der Evangelischen Akademie im Rheinland, werde die digitalen Entwicklungen in der Kirche auch nach der Pandemie „zu neuen Räumen für geistlich-spirituelle und gemeinschaftliche Erfahrungen führen“. Der Leiter des Evangelischen Forum BonnPfarrer Martin Engels, warnte bei allen Chancen der Digitalisierung allerdings auch davor, dass Kirche im Internet „nur Echokammern erzeugt, die integrative Kraft von Kirchengemeinden aber verliert“. Die Diskussion geht weiter …

Weitere Infos zu diesem Thema und vielen weiteren:

https://www.ev-akademie-rheinland.de/

https://www.evforum-bonn.de/

ger / Evangelische Kirche in Bonn und der Region / 11.12.2020

Hintergrund

Anlass des Abends war der Rückblick auf eine gemeinsame Aktion des Evangelischen Forums Bonn und der Evangelischen Akademie im Rheinland, zu dem beide Einrichtungen ein Jahr zuvor, im Dezember 2019, eingeladen hatten:

Die digitale Welt prägt unser Zusammenleben immer mehr. Chancen und Herausforderungen an unsere Gesellschaft sind groß. Wie können wir in der digitalen Welt Mensch bleiben? Evangelisches Forum Bonn und Evangelische Akademie im Rheinland starteten dazu am 2. Dezember 2019 in Bonn eine Umfrage und luden zum Mitmachen eingeladen.

In der ersten Adventswoche stand aus diesem Grund der Segensroboter BlessU2 , eine Kunstinstallation der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau,  im Bonner Kirchenpavillon. Sein Besuch eröffnete die Umfrageaktion. Mit seiner Frage: „Hallo, darf ich Sie segnen?“ löste er ganz unterschiedliche Reaktionen aus und brachte Menschen ins Gespräch.

Forum und Akademie laden ein:“Setzen Sie die Themen!“
Die Umfrageergebnisse wurden ausgewertet. Auf dieser Grundlage sollten die  Themen der Reihe „Mensch bleiben in der digitalen Welt“  gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, Christinnen und Christen aus der Bonner Region entwickelt werden. Aufgrund der Corona-Pandemie pausiert die Reihe derzeit.