Tagung „Netzwärts – Wohin geht der Trend?“

Über Beacons, erweiterte Realität und mehr

Am Mittwoch, 14. März 2018, fand die fünfte Tagung der medienethischen Reihe „Mehr digitale Souveränität gewinnen“ in Köln statt.

Online und offline gehen immer mehr ineinander über
Das Internet ist mobil geworden: Mit dem Smartphone haben wir jederzeit Zugriff auf digitale Dienste.  Gleichzeitig geht die technische Entwicklung weiter:  Die Offline-Welt wird zunehmend vernetzt und mit der  Online-Welt verbunden. Zuhause können wir Abläufe  per Internet automatisieren und damit „smart“ machen. Auch im öffentlichen Raum gehen online und offline mehr und mehr ineinander über. Welche Chancen und kreativen Potentiale bieten neue Technologien für Gemeinden und kirchliche Einrichtungen? Welche ethischen Fragen werfen sie auf? Diesen Aspekten widmete sich die Tagung. Sie stellte neue Möglichkeiten im Marketing und in der Alltagsumgebung vor.

Kleine Minisender als Botschafter der Guten Nachricht
Auf dem Nutzerverhalten beruhende, individuelle Werbung ist auf den Marktplätzen im Internet bereits die Regel. Doch inzwischen können kleine Minisender, sogenannte Beacons, auch mit den Smartphones der Passanten in einer Einkaufsstraße Kontakt aufnehmen und auf ein Geschäft aufmerksam machen. Beim Betreten des Geschäftes erhalten die Interessenten dann
individuell zugeschnittene Werbeangebote, die auf ihren Profilen in Online-Shops beruhen – Marketing-Mix  zwischen online und offline. Doch es gibt auch Einsatzmöglichkeiten für Beacons „im Kirchendienst“.  Zu Gast war Max Weiland, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Beaconsmind AG in Zürich. Er berichtete darüber, wie die Stadt Minden Beacons für Andachtsimpulse nutzt  – möglicherweise ebenso einsetzbar beim Projekt der offenen Kirchen in der EKiR.

Der mittelalterliche Dom ganz nah – Chancen virtueller Kirchenführungen
Mit Hilfe anderer digitaler Angebote können wir unsere reale Umwelt um digitale Zusatzinformationen erweitern (augmented reality) oder uns in eine komplett virtuelle Umgebung versetzen (virtual reality). Auf dem Smartphone installierte Anwendungen weisen uns z.B. durch Texteinblendungen auf Restaurants oder Geschäfte in der Nähe hin oder lassen uns Möbel schon  einmal probeweise virtuell im Zimmer platzieren. Auch in Spielen oder bei dem 2017 gestarteten Projekt „Kölner
Dom in 360°“ gehen Reales und Virtuelles ineinander über. Der Nutzer kann hier den mittelalterlichen Dom erleben oder ein Konzert auf dem Platz direkt neben dem Organisten. Thomas Hallet, Projektleiter beim WDR für die 360-Grad-Computeranimation des Kölner Doms, stellte diese Möglichkeiten vor. Was kann eine virtuelle Umgebung z.B. bei Kirchenführungen leisten und was nicht? Die Besucherinnen und Besucher des Workshops von Thomas Hallet konnten mittels VR-Brillen die 360-Grad-Computeranimation des Kölner Domes erleben und ihre Eindrücke im Gespräch austauschen.

Information per Touchsreen statt Litfasssäule oder Schaukasten
Last, but not least sind digitale Angebote nicht mehr  ausschließlich an die Bildschirme von Smartphones, Tablets & Co. gebunden. Jede Oberfläche kann in der  Zukunft zu einem Touchscreen werden. Es ist technisch beeindruckend, was diese Innovationen leisten können. Einsatzszenarien solcher neuartigen Projektoren, die gleichzeitig das projizierte Bild zum Touchscreen werden lassen, stellte Björn Bourdin, Marketingleiter von Sony Mobile Communications, Düsseldorf, vor. Dabei ging es u.a. um die Frage: Welche Einsatzorte wären im kirchlichen Raum denkbar?

Welche kreativen Potentiale, welche ethischen Fragen gibt es?
Mittelfristig werden diese Anwendungen unsere Wirklichkeit mitprägen, doch bisher fehlt ein breites gesellschaftliches Bewusstsein darüber. Die Tagung informierte deshalb über Trends und Entwicklungen und gab auch Anregungen für deren praktischen Einsatz im gemeindlichen und kirchlichen Alltag. Vor allem öffnete sie den Raum zur offenen Diskussion mit Referenten aus Theologie, Wirtschaft und Medien: Welche Chancen und kreativen Potentiale bieten diese neuen Technologien für uns als Gemeinden und kirchliche Einrichtungen? Welche ethischen Fragen werfen die neuen Entwicklungen auf?

Der theologische Impuls kam von dem katholischen Theologen Professor Dr. Peter G. Kirchschläger, Leiter des Instituts für Sozialethik ISE in Luzern/Schweiz, mit Forschungsschwerpunkt Digitalisierung, die netzkritische Einordnung von Stefan Fritz, Experte für faire digitale Plattformen.