Zum Abendmahl im Digitalen

Diskussionsimpuls von Prof. Dr. Friederike Nüssel, Direktorin des Ökumenischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Dr. Friederike Nüssel hat das Impulsreferat am 29. Januar 2021 beim zweiten Workshop der Reihe: „Digital – parochial – global?! Ekklesiologische Perspektiven im Digitalen?!“ online vorgetragen. Die Workshopreihe ist eine Kooperation mit der Forschungsstätte der Evangelische Studiengemeinschaft, der Evangelischen Akademie der Pfalz und der Evangelischen Akademie im Rheinland.

Prof. Dr. Friederike Nüssel: Zum Abendmahl im Digitalen

In der evangelischen Tradition, und hier setzt diese Workshopreihe an, ist Kirche dort, wo „das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden“ (CA VII), doch das geschieht nicht losgelöst von Zeit und Raum. Erzählte Rede, Schrift, Buchdruck und jetzt die Digitalisierung – die Theologie, die Rede von Gott, und kirchliche Praxis werden immer wieder durch neue Medien vermittelt. Wie lässt sich christliche Praxis heute im digitalen Raum gestalten? Das ist besonders im Blick auf das Abendmahl strittig. Abendmahl ist Sakrament, besteht aus Wort und Element (Wein und Brot). Ist von daher ein digital vermitteltes Abendmahl praktisch möglich und theologisch zu begründen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des zweiten Workshops der Reihe „Digital – parochial – global?!

Die Thesen, die als Diskussionsgrundlage dienten, sind hier abrufbar .

Zur Person:
Der evangelische Theologin Professorin Dr. Friederike Nüssel ist seit 2006 ordentliche Professorin für Systematische Theologie und Direktorin des Ökumenischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, seit 2009 zudem Prorektorin für Studium und Lehre. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Themen und Funktionswandel christlicher Dogmatik (bes. Christologie, Soteriologie, Ekklesiologie), Profile christlicher Konfessionen und Potentiale konfessioneller Differenzierung.
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Zum Thema der Workshopreihe:
Leib Christi, Institution, Unternehmen, Verein, Netzwerk, Gemeinschaft der Heiligen – die Vorstellungen davon, was Kirche ist und was sie sein könnte, waren schon immer vielfältig, widersprüchlich und strittig. Angesichts steigender kirchlicher Online-Aktivitäten und Netzwerke gerade angesichts der außerordentlichen Herausforderungen durch die pandemiebedingten Einschränkungen des analogen kirchlichen Lebens stellen sich viele Fragen neu und dringlicher: Wo, wer oder was ist eigentlich Kirche? Wo und wie wird gepredigt und werden die Sakramente gereicht? Wie verändert sich das religiöse Bewusstsein? Wie stehen die unterschiedlichen Formen von Offline- und Online-Kirche zueinander? Was verändert sich, wenn die „Zirkulation des religiösen Bewusstseins“ auch im digitalen Raum in Gang kommt? Was heißt „Priestertum aller Gläubigen“? Wie viel Professionalität, Ordnung und Hierarchie sind nötig?

Die Workshopreihe greift diese ekklesiologischen Fragen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis auf. Praktiker*innen, Wissenschaftler*innen und Kirchenleitende kommen in drei Workshops über diese Fragen miteinander ins Gespräch.