Online-Verkündigung

Ein Diskussionsimpuls von Dr. Matthias Kreplin, Evangelische Landeskirche in Baden

Online vorgetragen am 16. Oktober 2020 beim ersten Workshop der Reihe: „Digital – parochial – global?! Ekklesiologische Perspektiven im Digitalen“. Eine Tagungs-Kooperation mit der Forschungsstätte der Evangelische Studiengemeinschaft, der Evangelischen Akademie der Pfalz und der Evangelischen Akademie im Rheinland.

Dr. Matthias Kreplin: Online-Verkündigung

Im Mittelpunkt dieses Workshops standen Veränderungen bei Gottesdienst, Liturgie, Verkündigung

Oberkirchenrat Matthias Kreplin brachte in die Diskussionen die kirchenleitende Perspektive ein. Der evangelische Theologe betont dabei die Eigenständigkeit des digitalen Gottesdienstformates:

„Auf dem Hintergrund all dieser Beobachtungen möchte ich darum die – eigentlich selbstverständliche – These formulieren, dass online-Verkündigungsformate nicht nur eine medial übertragene Form von offline-Formaten darstellen, sondern eine eigene Ausdrucksform religiöser Kommunikation und kirchlichen Lebens darstellen. Online-Formate sind damit nicht nur ein Ersatzangebot wie vielerorts zu Beginn der Corona-Zeit. Sie sind zumindest ein Ergänzungsangebot; für manche Menschen vielleicht sogar ein Alternativ-Angebot zu den Gottesdiensten in leiblicher Präsenz. Online-Verkündigungsformate müssen deshalb zukünftig einen selbstverständlichen und eigenständigen Teil kirchlicher Arbeit darstellen.“

Ausdrücklich weist er darauf hin, dass die Corona-Pandemie im kirchlichen Raum die Bereitschaft, digitale Angebote stärker in den Blick zu nehmen, nach langem Zögern stark erhöht hat: „Ein eher überschaubarer Kreis diskutierte seit Jahren über die Möglichkeiten digitaler Verkündigungsformate und erprobte erste Formate. Ab und an durfte ich an diesen Diskussionen teilnehmen. Corona hat jetzt innerhalb weniger Wochen dafür gesorgt, dass das, was einige wenige damals vorgedacht haben, plötzlich für viele relevant geworden ist und manches an Vorgedachtem und Erprobtem jetzt sehr schnell eine große Verbreitung fand. Dafür möchte ich diesen Vordenkerinnen und Vordenkern danken. Manchmal schenkt uns Gott auch Krisen, die dazu führen, dass Bretter, an denen wir schon lange bohren, plötzlich entscheidende Risse bekommen. Das mag uns Hoffnung und Trost sein, wenn wir wieder mal am Bohren dicker Bretter sind.“

Zur Person:

Dr. Matthias Kreplin hat in Heidelberg und Zürich evangelische Theologie studiert und im Fach Neues Testament mit einer Arbeit über den historischen Jesus promoviert. Nach dem Studium arbeitete er als Gemeindepfarrer und Religionslehrer. Von 2002 bis 2009 war er Dekan im Evangelischen Kirchenbezirk Lahr. Seit 2009 ist Dr. Matthias Kreplin Leiter des Referats Verkündigung in Gemeinde und Gesellschaft im Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe. Predigten, Vorträge und Aufsätze von Matthias Kreplin finden Sie unter www.theolmat.de .

Zum Thema der Workshopreihe:
Leib Christi, Institution, Unternehmen, Verein, Netzwerk, Gemeinschaft der Heiligen – die Vorstellungen davon, was Kirche ist und was sie sein könnte, waren schon immer vielfältig, widersprüchlich und strittig. In der evangelischen Tradition ist Kirche dort, wo „das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden“ (CA VII).

Angesichts steigender kirchlicher Online-Aktivitäten und Netzwerke gerade angesichts der außerordentlichen Herausforderungen durch die pandemiebedingten Einschränkungen des analogen kirchlichen Lebens stellen sich viele Fragen neu und dringlicher: Wo, wer oder was ist eigentlich Kirche? Wo und wie wird gepredigt und werden die Sakramente gereicht? Wie verändert sich das religiöse Bewusstsein? Wie stehen die unterschiedlichen Formen von Offline- und Online-Kirche zueinander? Was verändert sich, wenn die „Zirkulation des religiösen Bewusstseins“ auch im digitalen Raum in Gang kommt? Was heißt „Priestertum aller Gläubigen“? Wie viel Professionalität, Ordnung und Hierarchie sind nötig?

Die Workshopreihe greift diese ekklesiologischen Fragen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis auf. Praktiker*innen, Wissenschaftler*innen und Kirchenleitende kommen in drei Workshops über diese Fragen miteinander ins Gespräch.