Das digitale Abendmahl im liturgischen Vollzug

Gesprächsimpuls von Professor Dr. Ralph Kunz

Der Vortrag ist ein Impuls für den vierten Workshop der Reihe: „Digital – parochial – global?! Ekklesiologische Perspektiven im Digitalen „, der am 11.6.2021 online stattfand. Die Workshopreihe ist eine Kooperation der Forschungsstätte der Evangelische Studiengemeinschaft, der Evangelischen Akademie der Pfalz und der Evangelischen Akademie im Rheinland zu Fragen der Ekklesiologie im digitalen Raum

In seinem Vortrag antwortet Professor Kunz auf diese vier Fragen:
1. Welche Dimensionen stehen in der liturgischen Gestaltung des Abendmahls derzeit im Vordergrund?
2. Welche Potentiale liegen in digitalen Formen?
3. Welche theologischen Aspekte des Abendmahls lassen sich liturgisch wie gestalten?
4. Welche neuen liturgischen Vollzüge lassen sich für die Gestaltung digitaler und hybrider Formen entdecken?

Ralph Kunz sieht trotz Skepsis Chancen des digitalen Abendmahls
Der praktische Theologe legt in seinem digitalen Impuls dar, warum er digitalen Formen des Abendmahls eher skeptisch gegenübersteht. Im Digitalen fehlten Momente wie körperliche Präsenz und Atmosphäre, die er für wesentlich erachtet. Doch er berichtet auch von einer digitalen Abendmahlsfeier, die er als Ausbilder zusammen mit Vikarinnen und Vikaren gefeiert hat. Dies sei „eine der schönsten Abendmahlserfahrungen“, die er gemacht habe. „Das hat damit zu tun, dass die erste Studentin mit einem tiefen Ernst und mit einer Freude diese Abendmahlseinleitung gesprochenhat und das war wie ein Dominoeffekt, dieser Ernst, diese Freude. Es war eine große Ergriffenheit und Schönheit [darin] und das hat mich ein bisschen sozusagen vom digitalen Nerd zu einem, ich sage jetzt nicht euphorischen, Befürworter des digitalen Abendmahls gemacht, aber ich habe gelernt, es ist möglich und es ist würdig und und recht, es so zu feiern.“

Prof. Dr. Ralph Kunz, Universität Zürich

Zur Person:
Professor Dr. Ralph Kunz hat evangelische Theologie in Basel, Los Angeles und Zürich studiert. Er ist schweizerischer reformierter Pfarrer und hat 1997 über die Theorie des Gemeindeaufbaus promoviert. 2001 hat er sich an der Universität Bonn zu dem Thema „Gottesdienst evangelisch reformiert“ habilitiert. Seit 2011 lehrt Ralph Kunz an der Universität Zürich, seit 2004 als Ordinarius für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Homiletik, Liturgik und Poimenik. Seine Forschungsschwerpunkte sind neue Gottesdienstformen und religionsbezogene Gerontologie.
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Über den Workshop:
Inzwischen liegt ein gesamter Zyklus eines liturgischen Jahres unter Pandemiebedingungen hinter uns, einschließlich zweier Osterfeste. In der Workshopreihe „Digital – Parochial – Global?!“ werden begleitend Fragen digitalen kirchlichen Lebens diskutiert, u.a. digitale und hybride Abendmahlsformen aus dogmatischer Perspektive. Dabei wurde deutlich, dass die dogmatischen Perspektiven sehr eng mit der liturgischen Gestaltung verbunden sind: Wie können die Dynamiken und Dimensionen des Abendmahls, die dogmatisch im Zentrum stehen, in den liturgischen Vollzügen gestaltet werden? Der vierte, ergänzende Workshop „Digitales Abendmahl im liturgischen Vollzug“ zielt auf die Reflexion dieser Frage in praktischer und liturgiewissenschaftlicher Perspektive. Der Workshop bezieht sich dabei auf die Thesen zum digitalen Abendmahl, die anlässlich des 2. Workshops veröffentlicht wurden. Mehr Informationen

Mehr Informationen zur gesamten Workshopreihe:
Angesichts steigender kirchlicher Online-Aktivitäten und Netzwerke gerade angesichts der außerordentlichen Herausforderungen durch die pandemiebedingten Einschränkungen des analogen kirchlichen Lebens stellen sich viele Fragen neu und dringlicher: Wo, wer oder was ist eigentlich Kirche? Wo und wie wird gepredigt und werden die Sakramente gereicht? Wie verändert sich das religiöse Bewusstsein? Wie stehen die unterschiedlichen Formen von Offline- und Online-Kirche zueinander? Was verändert sich, wenn die „Zirkulation des religiösen Bewusstseins“ auch im digitalen Raum in Gang kommt? Was heißt „Priestertum aller Gläubigen“? Wie viel Professionalität, Ordnung und Hierarchie sind nötig? Die Workshopreihe greift die ekklesiologischen Fragen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis auf. Praktiker*innen, Wissenschaftler*innen und Kirchenleitende kommen in drei Workshops über diese Fragen miteinander ins Gespräch.